Mittwoch, 15. Juni 2011

Geniales Buch: "Heidegger and a hippo walk through those pearly gates"

Eigentlich wollte ich mir demnächst keine Bücher mehr kaufen. 
Die Langeweile am Bahnhof trieb mich dann doch in den internationalen Bücherladen.  Ein quitschgelber Buchrücken mit dem Titel „Heidegger and a hippo walk through those pearly gates“ fiel mir in die Augen. 
Nähere Inspektion von Nöten:  Heidegger reitet tatsächlich auf dem Titel mit einem Nilpferd zur Himmelspforte. Aber was soll das? Der Untertitel versucht zu erklären: „Using philosophy (and jokes!) to explore life, death, the afterlife, and everything in between.“ Sounds interesting! Nächste revolutionäre Entdeckung waren rote Seiten im Buch, die sich als Karikaturen entpuppten. Kurzes anlesen, gekauft. Die Wartezeit auf den Zug verging schnell und Umstehende sahen mich verwundert an. Wie kann man an einem Bahnhof so viel Spaß haben? Ein Dauergrinsen beim Lesen oder hin und wieder lautes Auflachen kann bei dieser Lektüre schon vorkommen. 

Die beiden amerikanischen Philosophen Thomas Cathcart und Daniel Klein erklären auf geniale Weise philosophische Grundprobleme. Für Vollzeit-Philosophen etwas ungenau, aber die Autoren beanspruchen für sich nicht eine vollständige Rezeption der abendländischen Philosophie zu liefern. 
Alle anderen Philosophie-Interessierten werden ihren Spaß haben und das Leben, besonders den Tod danach vielleicht nicht mehr ganz so ernst sehen.
Das Geniale an dem Buch sind die Witze und Karikaturen, die passend zu dem jeweiligen Problem ausgewählt wurden. Woody Allen bezeichnen die beiden als ihren philosophischen Mentor und lassen ihn immer wieder zu Wort kommen, wenn es um die Abgründe des Lebens geht. Die großen Themen des Buchs werden auf Allen und Monty Python-Art (beide häufiger zitiert als große Philosophen) in zynischer und sarkastischer Weise diskutiert, was zum Hauptthema Tod hervorragend passt. Schließlich läuft das ganze Leben darauf hinaus, also können die Autoren die Lebensphilosophie nicht aussparen. Sie bedienen sich einer alten philosophischen Gattung, dem Dialog. Zwei Philosophen (die Autoren) führen einen Unwissenden, einen ihrer Nachbarn, in die Aporie. Der Unwissende könnte auch der Leser sein… 

Man muss es lesen, genießen und Spaß haben dabei, auch und gerade weil es um den Tod geht. Ich empfehle auf jeden Fall die englische Ausgabe des Buchs von Penguin books. Wie das immer so ist mit Humor, er ist oft schwer zu übersetzen… Es gibt noch ein zweites Buch der Autoren, ihr eigentlich erstes Buch, das auf ähnliche Weise die Philosophiegeschichte erklärt. 
Das werde ich mir als nächstes vorknüpfen. 

Für die letzten die ich missionieren muss, hier ein kleiner Auszug und eine Erklärung des rätselhaften Titels: 

So Heidegger and a hippo stroll up to the Pearly Gates and Saint Peter says, "Listen, we've only got room for one more today. So whoever of the two of you gives me the best answer to the question 'What is the meaning of life?' gets to come in."
And Heidegger says, "To think Being itself explicitly requires disregarding Being to the extent that it is only grounded and interpreted in terms of beings and for beings as their ground, as in all metaphysics."
But before the hippo can grunt one word, Saint Peter says to him, "Today's your lucky day, Hippy!"



Dienstag, 14. Juni 2011

Hat nur das Nützliche Berechtigung?

Eine Frage kennt wohl jeder, der etwas studiert, das jenseits von Ingenieurwesen oder Lehramt liegt: „Was kann man denn damit später mal machen?“. Diese Frage muss nicht unbedingt von einem bösartigen Wink auf die eventuelle berufliche Zukunft motiviert sein, aber sie liefert einen Hinweis auf die Sichtweise des Fragenden. Er kann keinen direkten Zusammenhang zu einem Beruf entdecken, erkennt nichts Nützliches an dem genannten Studiengang. Bei mir war es vor allem die Philosophie, mit der die meisten so ganz und gar nichts anfangen konnten. Bei Politikwissenschaft, meinem Hauptfach, war die Ableitung zu einem Beruf einfacher, wenn auch falsch. 
Oft gehörter Satz nach dem Fehlschluss Politikwissenschaftler werden automatisch Politiker war: „Ja, solche muss es auch geben.“ Wenigstens ein Funke Nützlichkeit konnte identifiziert werden, wenn auch für die meisten Politiker auf gleicher Stufe mit Verbrechern rangierten. 


Damit muss geklärt werden, was ist Nützlichkeit und was bedeutet Sie für unser Leben? Nutzen verbindet man mit industrieller- und landwirtschaftlicher Produktion, mit Mastschweinen, Kunstdünger oder Fertigungsmaschinen. Alles was man brauchen kann, was einen direkten Gewinn verursacht und die Lebensqualität steigert. Zumindest auf den ersten Blick. Aber kann man Menschen und ihre Lebensläufe in Kosten-Nutzen-Bilanzen fassen? Will ich ein Mastschwein sein, dessen Bestimmung nur eins ist – möglichst schnell fett, um bald geschlachtet zu werden? 


Wie schnell sich die Interpretation des Nützlichen verändern kann. Bei den alten Griechen und Römern waren Philosophen und Politiker hochgeachtete Menschen. Handwerker, Lehrer und sogar Mediziner wurden als Sklaven gehandelt. Schnell ist relativ, genauso relativ wie die zugrunde gelegte Werteskala. Heute hat sich die Hierarchie umgedreht. Wenn so etwas möglich ist, haben es Menschen und ihre Begabungen verdient Teil einer relativen Werteskala zu sein? Im Kapitalismus zählen andere Werte als in der Antike. Technischen Fortschritt gab es damals durchaus, aber nicht in dem Maß wie heute. Damit ist Technik und Technikbeherrschung in den Mittelpunkt gerückt. Praktisches Können kommt vor Theorie, probieren vor Studieren. Der technische Fortschritt ist ein Segen, wenn er kritisch betrachtet wird und nicht einseitig nur vom Aspekt des Gewinns, des ständigen Wachstums. 



Eine bessere Vernetzung der Wissenschaften, erreicht durch Studiengänge wie „Philosophy & Economics“, könnte einen Wandel herbeiführen. Damit hat das Bologniasystem doch noch einen Vorteil: Es hat die eigenartigsten Studiengänge generiert, die in ihrer Vielfalt so unterschiedlich sind, dass es vermutlich bald kein Primat mehr von ein bis zwei Studiengängen gibt. „Philosophy & Economics“ ist nur ein Beispiel, aber ein ziemlich gutes. Hauptberuflichen Philosophen, sofern es die noch gibt, wird bestimmt schwindelig bei der Verquickung mit einem solch nutzenorientieren Wissenschaftszweig, wie den Wirtschaftswissenschaften. Denn schließlich lebt die Philosophie ja von ihrer Unabhängigkeit, ihrer „Nutzlosigkeit“. So mancher BWLer rümpft angewidert die Nase: „Für was brauch ich Ethik. Zahlen sagen mehr aus, als philosophische Diskussionen.“ Genau deshalb, denn nie damit konfrontiert, ist es leicht sich hinter Statistiken, Kosten-und Leistungsrechnungen und Marketingstrategien zu verstecken. So entstehen Gesellschaften die immer kurz vor dem Abgrund stehen und nur durch einen flinken Haken nicht in die Tiefe stürzen. Kurzfristiges Denken auf Grundlage von sichtbaren Fakten und Zahlen bewirkt eine Unbeweglichkeit, die gerade unsere Gesellschaftsform nicht brauchen kann. Der Fortschritt lebt von kreativen Geistern. Kreativität entsteht durch Spielen und Müßiggang. 
Eben nicht durch nutzenorientiertes Handeln. 


In „Philosophy & Economics“ werden die Studenten dazu gezwungen sich frei zumachen von den Zwängen der Statistiken. Es ist anstrengend, ständig alles zu hinterfragen, zu zweifeln. Aber es ist eben langfristig zu einfach diese Fragen zu umgehen. Führungskräfte müssen sich bewusst sein, dass ihr Handeln sich nicht nur in Bilanzen niederschlägt, sondern sich auf die Gesellschaft oder die Umwelt auswirkt, positiv wie negativ. Sich den Zweifeln der Philosophie stellen, bewirkt bei vielen eine tiefe persönliche Krise. Die Erkenntnis nicht perfekt zu sein, weil es keine 100prozentigen Lösungen gibt und sich die Philosophie oft im Kreis dreht. Aber sie entlarvt nur das wahre Leben. Stellt uns vor die eigentlichen Tatsachen. Zwingt uns zum Abwägen. Lehrt, uns nicht in bloßes Perfektionsstreben zu erschöpfen.  
Während Wirtschaftswissenschaftler sich gerne hinter Bilanzen verstecken, weil sie keine Lösung der Probleme finden, ziehen sich Philosophen in ihren Elfenbeinturm zurück. Sie scheuen die Einmischung, weil ihre reine Wissenschaft dadurch beschädigt werden könnte. Raushalten ist keine Lösung und keine gute Werbung für eine Wissenschaft, die die Mutter aller anderen ist. Einmischen, ihr Elfenbeinturmbesetzer. Nicht verzweifeln am Unperfekten, das sind wir schließlich alle und wir müssen damit leben.

Samstag, 4. Juni 2011

Eine Reise nach Absurdistan

75 Rentner und  die unbändige Vorfreude und geteilte Mitmenschlichkeit der Adventszeit machen sich auf dem Parkplatz breit. Ich versuche meine Mission zu erfüllen und noch bevor die Busse kommen Ordnung in den Haufen Orientierungsloser zu bringen. Damit auch tatsächlich alle auf dem Kloster-Weihnachtsmarkt in den Alpen ihren Spaß haben. Was nicht ganz so einfach war, wegen der betont mitmenschlichen Art und etwas kurzen Aufmerksamkeitspannen…

Vor der Abfahrt:
Ich: Ihren Namen bitte, damit ich die Anwesenheit prüfen kann.
Fahrgast: Jetzt warten´s, meine Buchungsbestätigung find ich grad net.
Ich: Sagen´s mir einfach ihren Namen und ich hak‘ sie auf der Liste ab.
Fahrgast: Mei, wo hab ich denn die Buchungsbestätigung.
Ich: Ich brauch keine Buchungsbestätigung, sondern lediglich ihren Namen.
Fahrgast: Achso, ja warum sagen´s denn des erst jetzt. Franz komm, das Fräulein möchte unsern Namen wissen.
Franz: Wieso? San se vo da Polizei? Hahahaha…
Ich (genervt lächelnd): Hähähäha. Nein aber ihre Reiseleitung. Ihren Namen jetzt bitte, die anderen müssen auch noch aufgenommen werden.
Franz (langsam patzig werdend): Sie jetzt a mal langsam, es muss net jeder unsern Namen wissen. Was soll des G‘schieß eigentlich, warum fahrn ma jetzt net endlich.
Ich: Weil ich prüfen muss ob alle da sind, die gezahlt haben. Außerdem bin ich nicht jeder, sondern ihre Reiseleitung.
Franz: So a Schmarrn, wir san doch alle pünktliche und ehrliche Leut. (In die Runde zeigend)
Ich: Wir haben in der Vergangenheit andere Erfahrungen gemacht. Bitte jetzt ihren Namen, den wissen sie doch, oder?
Dem Franz seine Frau: Jetzt Fräulein werden´s bloß net frech, als ob mein Mann unsern Namen net wüsst (kopfschüttelnd, bestürzt dreinschauend nach Beifall suchend)
Dame dahintge: Mei, de junga Leid, no nix gearbeitet in eanam Leben aber wichtig doa.
Dem Franz seine Frau: Gell, sang sie a. Wir ham scho so vui gleistet und san no lang net so g‘schaftig wia de do. (Abwertend in meine Richtung zeigend)
Ich: Sie können gerne wieder heimfahren. Wenn sie mir ihren Namen nicht sagen, kann ich sie sowieso nicht mitfahren lassen. Egal, ob sie ehrlich ausschaun und überpünktlich waren.
Da Franz: Ah so a Frechheit, wia de mit uns red, a Sauerei.
Ich: Auf ihrer Buchungsbestätigung steht auch ihr Name, am Telefon melden sie sich auch mit ihrem Namen, wo ist jetzt des Problem.
Dem Franz seine Frau: Mei, da is sie ja. (Buchungsbestätigung in meine Richtung haltend)
Ich: Warum haben Sie jetzt nicht sagen können, dass sie auf den exotischen Namen Huber hören und zu zweit hier anwesend sind?

Weiter geht’s:
Ich: Ihren Namen bitte, damit ich sie abhaken kann.
Fahrgast: Meier, vier Mal. Sie warten´s mal. Wie is des jetzt eigentlich, ich hätt' gern noch an Platz vorne, ham wir keine reservierten Plätze?
Ich: Nein
Fahrgast: Des is ja furchtbar, wenn der Bus kommt, dann prügeln sich die Leut um an Sitzplatz.
Ich: Glaub ich nicht. Sie sie können doch mit den Leuten reden und das ausmachen wie zivilisierte Menschen.
Fahrgast: Ich schon, aber die anderen nicht.
Ich: Wenn sie so fragen, hab ich eher den Verdacht sie schließen da von sich auf andere.
Fahrgast: Wie bitte, ich hab sie nicht verstanden.
Ich: Na, passt scho. WIR HABEN KEINE RESERVIERUNGEN.
Fahrgast: Jetzt schrein´s doch net so. Aber wie ist dann sichergestellt, dass ich auch bei der Heimreise wieder denselben Platz krieg.
Ich: Wir sind jetzt noch nicht einmal auf der Hinreise. Außerdem neue Fahrt neues Glück, vielleicht sind sie ja froh einen anderen Platz zu bekommen.
Fahrgast: Des is ja wie im Kindergarten.
Ich: Sie sind doch alle erwachsen, daher bräuchten sie eigentlich niemanden der ihnen einen Platz zuweist.
Bus kommt, Fahrgast fährt die Ellenbogen aus. Wie erwartet, einer der schlimmsten Sorte.
Busfahrer (lächelt milde, mit stoischer Gelassenheit): Mädl, jetzt wart, de beruhigen sich scho wieder, wenn´s Wetter scheiße is, dann kannst eh nix machen. Dann kannst so gut sei wie´st willst, de Leit san grantig.
Ich: Schon bemerkt.


Zwei Namen sind noch nicht auf meiner Liste abgehakt, um 10 Uhr wäre Abfahrt. Wir haben noch zwei Minuten, also schnell noch eine Durchsage durchs Mikro: „Heißt hier jemand Schmidt oder Hubermeier?“ Alle schauen, fragend um sich, keiner will so heißen.
Auf in den zweiten Bus, gleiches Spiel. Wieder will niemand so heißten. Sie sind offensichtlich noch nicht da. Wir müssen warten. Die ersten werden schon nervös.



Wieder der Franz (Tippt mich penetrant, fast schon schmerzhaft auf die Schulter): Sie Fräulein, es is scho zwei Minuten nach zehn auf meiner Uhr.
Ich: Ich weiß. (Nochmal durch den Bus gehend und die Namen Schmidt und Hubermeier rufend…Nichts)
Praktikantin aus dem anderen Bus kommt mit ähnlichen Ergebnissen an. Ich zücke das Handy und rufe die angegebenen Nummern an. Da klingelt ein Handy im Bus und eine Frau Schmidt meldet sich am Telefon, neben ihr sitzend die Frau Hubermeier.
Frau Schmidt: Aber, ich bin doch schon längst im Bus.
Ich: Warum haben sie sich nicht gemeldet.
Frau Schmidt: Ich hab nix g´hört.

Gut, haken wir sie ab und fahren endlich los. Kurze Begrüßung durchs Mikro, mit den Angaben wie es nach der Ankunft weitergeht, damit auch jeder weiß wo er hin muss…


Wenige Minuten vor der Ankunft:
Murmeln hinter mir: Vier Kilometer, gleich sind wir da. Hast des Schild g‘sehn, vier Kilometer, vier Kilometer, gleich sind wir da. Endlich….
Fast alle stehen nun auf. Aufbruchstimmung herrscht.
Ich durchs Mikro: „Bitte setzen Sie sich nochmal hin, wir fahren noch einen Bergpass hinauf, das dauert ca. eine viertel Stunde.“
Raunen in der Menge: „Ah Schmarrn, a viertel Stunde für vier Kilometer, nie.“ „Was so lang?“ „ Ah, des is ja nimmer lang, de stell i mi glei an Ausgang, das i endlich zum Essen kum.“


Ankunft vor dem Restaurant. Eigentlich sollte der Chef auf mich warten und das Programm, sowie die Eintrittskarten für die Veranstaltung verteilen. Kein Chef weit und breit, obwohl er mich kurz vorher angerufen hat und mit der Anweisung, wir sollten mit den Fahrgästen noch im Bus warten bis er mir die Karten überreicht hat. 
Leider hatte die Praktikantin im Bus vor mir ein dringendes Bedürfnis und vergaß alle Anweisungen des Chefs. Die Fahrgäste stolpern nun schon in das Restaurant. Ich springe aus dem Bus. Die anderen Fahrgäste werden unruhig, weil ihnen sogleich wieder die Bustüren vor die Nase geschoben wurden: „Hey, wir wollen auch raus!“ „Sie, Hallo, wir sind doch scho da!“
Ich rutsche auf Glatteis zum ersten Bus: „Wo ist die Sophia????“
Busfahrer: Die is auf´s Klo.


Ich: So ein D… aber auch (Rutsche in´s Restaurant). Hallo! Haben Sie die Eintrittskarten und das Programm?
Angestellter: Aber, das hab ich doch grad ihrer Kollegin gegeben. Ist die nicht mehr da??? Aber warten´s da aufm Zigarettenautomat liegt was.
Tatsächlich eine ganze Kiste Eintrittskarten und Programme, also „bares Geld“, laut Chef, einfach so zurückgelassen.
Mittlerweile stehen die ersten Gäste schon fragend und hilflos im Restaurant. Wussten ja nach zwei Mikrodurchsagen und zweimal durch den Bus gehen und Fragen beantworten noch immer nicht, dass sie gleich nach der Ankunft ein Essen erhalten und in den Genuss einer Bierprobe kommen.
Der zweite Bus erhält gleich seine Karten, während die Reisegäste des ersten gerade von den Angestellten untergebracht wurden. Noch immer stehen einige davon in der Empfangshalle, als ich ankam stürzen sie sich auf mich: Fräulein, wir haben noch keinen Sitzplatz!
Ich: Da müssen wir jemanden vom Restaurant fragen.
Fahrgäste: Sind sie net vom Restaurant?
Ich: Nein, ich bin ihre Reisebegleitung?
Dann kommen die nächsten aus dem Speisesaal, entsetzt, weil sie bemerkt haben, dass die anderen bereits Karten und Programm besitzen, nur sie nicht. Ich konnte alle recht schnell zufriedenstellen. Seelig wandern sie wieder zu ihren Plätzen zurück und vertiefen sich in das Programm: Oh, um 14 Uhr kommt Carolin Reiber in die Klosterbasilika.

17:45. Wir sollten uns alle wieder am Bus treffen. 17:30, komme zurück an den Bus, die ganze Meute, aber wirklich die Ganze, außer die Praktikantin, wartet schon auf mich. Wieder Anwesenheit prüfen, damit ja keiner gezwungen wird ins Kloster zu gehen.

Ich: Ihren Namen, bitte.
Fahrgast: Für was brauchen Sie den jetzt schon wieder?
Ich: Damit ich weiß, wie viele ins Kloster gehen.
Fahrgast: Achso, mei Frau kommt nimma, de bleibt bei de Pater, passt scho. Meier fahrt nur einer zurück. Hahahaha.
Ich: Dann sind sie schuld, wenn uns ihre Frau verklagt, weil wir sie nicht mehr mitgenommen haben.
Fahrgast: Mia egal, i hab dann a schön´s Leben.
Frau kommt. Ich hake den Fall Meier ab und lasse Herrn Meier mit den Trümmern seiner Träume zurück.
Ich: Ihren Namen, bitte.
Fahrgast: Mei moanst des macht Sinn, da alle durchzugehen, frag doch einfach, ob alle da san, dann san ma eher fertig.
Ich: Erstens, für Dich immer noch Sie. Zweitens, ich bin fertig, wenn auf meiner Liste alle Namen abgehakt sind. Das erledigt sich nicht mit der Frage, ob alle das sind.
Fahrgast: Jetz werd net frech, Deandl, sonst fahr i nimma mit.
Ich (murmelnd): Mir soll´s recht sein.


So, alle abgehakt, auch wenn es wieder das gleiche Spiel war wie bei der Hinfahrt („Wie?, Ich hab nix ghört“), Türe zu, ruhige Rückfahrt.


Dem Franz seine Frau beim Aussteigen: Mei, daheim is doch am Schönsten.


Zur Erklärung: Der bayerische Dialekt weicht ab und an von der hochdeutschen Grammatik ab, weil „mia san mia“. „Dem Franz seine Frau“ ist das Partnerschaftsdativ im Bayerischen, daher bitte nicht als Fehler kennzeichnen.