Ich war ja gestern Nacht in Moskau. Ganz spontan und unvorbereitet.
Losgefahren bin ich mit dem Fahrrad, angekommen am Hauptbahnhof in der
russischen Hauptstadt. Wo das Fahrrad geblieben ist, weiß ich nicht
mehr.
In Moskau haben alle Deutsch gesprochen. Hat mich wirklich erstaunt.
Im Nachhinein, in der Nacht war alles selbstverständlich. Ich hatte ja
nicht viel Zeit, den Kreml wollte ich aber doch sehen. Da wo das Putin
haust. Ein Insider gab mir den Tipp, ich solle doch einfach zur
Rolltreppe gehen, da sei ein Panoramafenster und von dort aus habe man
einen wunderbaren Blick auf die Pracht des Bauwerks. Und da war er auch
schon, in seiner vollen Größe, zum Greifen nah, aber dunkel. Der Kreml
war unbeleuchtet. Seltsam, aber es hat mich und die umstehenden nicht
sonderlich beunruhigt. Ich war zufrieden.
Ich fuhr nachhause, irgendwie. Aufgewacht bin ich wieder in meinem
eigenen Bett und ich habe mich gefragt, warum ich diese Art des Reisens
nicht schon öfter gewählt habe. Völlig entspannt, ohne Blasen an den
Füßen, keine einzige Verspätung bei den Verkehrsmitteln, ich konnte
sogar auf der Reise, naja streng genommen sogar während der Reise,
schlafen. Ein Traum. Und so billig das Vergnügen. Ich bin mir sicher,
wenn ich denen mit Euro gekommen wäre, hätten sie das Geld eh nicht
genommen. Also habe ich gar nichts ausgegeben und trotzdem den Kreml
gesehen und das auch noch unbeleuchtet, wer hat das vor mir schon mal
gesehen! Ich war begeistert und heute Morgen fand ich sogar mein Fahrrad
wieder wohlbehalten im Schuppen auf. Keinerlei Muskelkater von der
Reise war zu spüren, ich musste irgendwie doch geflogen sein.
Ein erfahrener Moskau-Reisespezialist hat mich heute aber gleich
aufgeklärt: Vom Hauptbahnhof aus sieht man auf gar keinen Fall den
Kreml, Russen sprechen in den seltensten Fällen überhaupt eine
Fremdsprache und unbeleuchtet findet man das Bauwerk nie, wirklich nie,
vor.
Realist bleib du doch in deiner Welt gefangen, ich freue mich heute
Nacht schon auf die nächste Reise. Bin ja gespannt, wohin es geht. Ist
ja immer so überraschend, aber Gepäck und Reiseunterlagen brauche ich
nicht, nur mein Bett wäre schön.