Mittwoch, 28. November 2012

Warum ich Dada mag

Ganz einfach weil ich es gut finde, dass es Mensch gibt, die öffentlich Unsinn machen, das mit Humor tun und dazu stehen. Und nicht wie die anderen, die so viel Unsinn machen und das ganz geschäftig und ignorant als alternativlos bezeichnen. 

Wir brauchen mehr Dada. Eindeutig!

Empört euch an der richtigen Stelle

Sie verdienen ihr Geld nicht. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass es Bettler gäbe, die eigentlich Millionäre seien und den anderen Leuten mit ihrem „gespielten Leid“ auf die Pelle rücken. Als der Penner vor der Commerzbank (wie passend) letztens sein Iphone zückte und seine Mails checkte, war ich zunächst auch irritiert, gar geschockt. Hat er es vielleicht gestohlen oder geht es ihm doch nicht so schlecht, wenn ja dann hat er es doch eigentlich auch gestohlen in dem er von den Leuten Almosen entgegennimmt obwohl er sie zum Überleben nicht braucht. Egal, diese bürgerlichen Gedanken haben sich zum Glück schnell wieder aufgelöst. Was heißt hier stehlen? Ein Mann der Tag ein Tag aus auf dem kalten Steinboden sitzt und trotzdem lächelt? Soll er doch Millionär sein, durch die Almosen, die ihm mitleidige Bürger geben. Hart verdient genug, andere werden für weit weniger Einsatz reich und stehlen genauso. Er stiehlt nicht, er ist nur anwesend mit seinem jämmerlichen Anblick. Kauert auf dem Boden und lächelt trotzdem. Das das noch ein paar Seelen berührt, die ihm Geld zu stecken, ist ein positives Zeichen für diese Gesellschaft. Diejenigen, die an solche Gerüchte glauben, haben noch nie einem Obdachlosen Geld zugesteckt, sie versuchen ihr scheinbar doch noch vorhandenes Gewissen mit dem hartnäckigen vertreten dieser Mythen zu beruhigen und von sich abzulenken. Was sind Niedriglöhne? Warum empört sich hier keiner? Warum spricht hier niemand von Diebstahl?



Donnerstag, 1. November 2012

Philosophische Begriffswichserei


Täglich grüßt den Philosophiestudenten das Murmeltier


Das Sein, die eigene Existenz, erstes Grundproblem der Philosophie. Wie kann etwas sein und warum ist überhaupt etwas, ist tatsächlich etwas Seiend oder scheint es nur zu sein? Sein ist der erste Grundbegriff und der, über den viele Schulphilosophen ihr ganzes Leben lang nicht hinauskommen. Die Diskussion darüber meist abstrakt. 

Das universelle Sein ist nicht leicht fassbar. Für Außenstehende ist es deshalb unfassbar, wie man sich Jahrzehnte, ja ein ganzes Leben lang mit nur einem sehr abstrakten Thema beschäftigen kann, auf Symposien abgeschottet von der realen Außenwelt sich über das Sein streitet, ob es solches überhaupt gibt und was die erste Ursache des Seins ist, während Milliarden Menschen gut leben ohne sich darüber jemals Gedanken gemacht zu haben. Es sind nicht nur ergraute Herren, deren Lebensinhalt dieses kryptische Sprachengewirr ist. Es sind nicht nur Philosophieprofessoren, die sich dem hingeben. 

Philosophische Begriffswichserei ist in allen Generationen und Lebensbereichen zuhause. Dem Denken schadet es nicht, bis zu den letzten Fragen des Universums vorzustoßen, sich die Grundprobleme unserer Existenz vor Augen zu führen und daran auch mal zu verzweifeln, ob man nun jetzt überhaupt noch zu irgendwelchen Schlüssen kommen kann, wo doch seit Jahrtausenden viele intelligenten Herren sich schon die Zähne an diesen Problemen ausbeißen und ja, sich immer im Kreis drehen, immer die gleichen Argumente nachplappern, von denen sie glauben, es seien ihre eigenen. In der Schulphilosophie kommt man sich manchmal vor als ruft einem jeder Tag aufs Neue zu: „Guten Morgen! Murmeltiertag!“ 

Es geht also darum endlich aufzuwachen. Raus aus dem Elfenbeinturm! Wie es schon Wilhelm Weischedel mit seiner „Philosophischen Hintertreppe“ getan hat. Liebe Philosophieprofessoren dieser Welt, keine Angst, es wird deshalb nicht gleich ein Belletristikautor wie Richard David Precht aus euch. Ihr seit deshalb nicht gleich oberflächlich! Das wäre ja das schlimmste für euch. Oberflächlichkeit ist in unserer schnelllebigen, ökonomisierten Gesellschaft weit verbreitet. Darum muss euer Philosophieren keinen Nutzen haben. Es hat beinahe etwas Revolutionäres sich über die Existenz der Zeit zu streiten während andere Teilchenbeschleuniger bauen. Nur leider erfährt von eurer Revolution kein Mensch. 

Der Vater der Philosophie, Sokrates, der mit einfachen Menschen auf der Straße philosophiert, sogar mit Sklaven. Die Philosophie danach wurde immer mehr zu einem avantgardistischen Zeitvertreib. Im Zeitalter der Technik wurde die Philosophie von der Mathematik als Mutter der Wissenschaft vertrieben, bis in die Bedeutungslosigkeit. So manchem Elfenbeinturmbesetzte ist das nur recht, hat er doch etwas, dass nur er und wenige eingeschworene Verstehen oder verstehen wollen und doch die Grundlage von allem sei. Das verstehen, seiner Meinung nach, eben nur wenig. Es verstehen nur wenige, weil er es ihnen nicht verständlich erklären kann oder will. Das letzte das den Philosophen in den letzten Jahrzehnten blieb war ihre Begriffswichserei. Das Worte klauben rechtfertigte ihre Existenz und bestätigte ihnen ihr eigenes Sein. Seit Philosophen wie Weischedel und erst recht solche wie Precht den Weg vom Turm zum einfachen Volk eingeschlagen haben und die Philosophie in der Gesellschaft eine Renaissance feiert, wird es gefährlich für den Elfenbeinturm. Die Philosophie wird demokratisiert und die Herren haben Angst um ihren Platz in der Welt. Sie haben Angst, dass Unbedarfte plötzlich verstehen und zu zweifeln beginnen, mitreden wollen und ihr Wissenschaft in der Trivialität aufgeht. 

Staunen ist der Ausgangspunkt der Philosophie. Staunen haben die Begriffswichser verlernt, weil sie schon Wissen. Dabei ist, dass wir Nichts Wissen das Einzige, das wir letztlich, wie schon Sokrates definiert hat, Wissen können. Deshalb liebe Herren, raus aus dem Elfenbeinturm, reibt euch die Augen und staunt erst einmal wieder nach Herzenslust. Für Begriffsdefinitionen habt ihr anschließend noch genug Zeit.


 Philosophie zum Staunen

Als Lektüre für alle die Staunen wieder lernen wollen und Philosophie nicht für einen avantgardistischen Zeitvertreib halten, denen seien hier die Werke von Thomas Cathcart und Daniel Klein empfohlen. Philosophisch sehr interessant sind auch die Bücher von Janne Teller, Janoschs Geschichten für Kinder, José Saramago und natürlich der Klassiker „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Philosophie, ganz ohne Begriffswichserei.



Die philosophische Hintertreppe? (Universität Zürich)


Samstag, 20. Oktober 2012

One night in Moscow

Ich war ja gestern Nacht in Moskau. Ganz spontan und unvorbereitet. Losgefahren bin ich mit dem Fahrrad, angekommen am Hauptbahnhof in der russischen Hauptstadt. Wo das Fahrrad geblieben ist, weiß ich nicht mehr.

In Moskau haben alle Deutsch gesprochen. Hat mich wirklich erstaunt. Im Nachhinein, in der Nacht war alles selbstverständlich. Ich hatte ja nicht viel Zeit, den Kreml wollte ich aber doch sehen.  Da wo das Putin haust. Ein Insider gab mir den Tipp, ich solle doch einfach zur Rolltreppe gehen, da sei ein Panoramafenster und von dort aus habe man einen wunderbaren Blick auf die Pracht des Bauwerks. Und da war er auch schon, in seiner vollen Größe, zum Greifen nah, aber dunkel. Der Kreml war unbeleuchtet. Seltsam, aber es hat mich und die umstehenden nicht sonderlich beunruhigt. Ich war zufrieden.

Ich fuhr nachhause, irgendwie. Aufgewacht bin ich wieder in meinem eigenen Bett und ich habe mich gefragt, warum ich diese Art des Reisens nicht schon öfter gewählt habe. Völlig entspannt, ohne Blasen an den Füßen, keine einzige Verspätung bei den Verkehrsmitteln, ich konnte sogar auf der Reise, naja streng genommen sogar während der Reise, schlafen. Ein Traum. Und so billig das Vergnügen. Ich bin mir sicher, wenn ich denen mit Euro gekommen wäre, hätten sie das Geld eh nicht genommen. Also habe ich gar nichts ausgegeben und trotzdem den Kreml gesehen und das auch noch unbeleuchtet, wer hat das vor mir schon mal gesehen! Ich war begeistert und heute Morgen fand ich sogar mein Fahrrad wieder wohlbehalten im Schuppen auf. Keinerlei Muskelkater von der Reise war zu spüren, ich musste irgendwie doch geflogen sein.
Ein erfahrener Moskau-Reisespezialist hat mich heute aber gleich aufgeklärt: Vom Hauptbahnhof aus sieht man auf gar keinen Fall den Kreml, Russen sprechen in den seltensten Fällen überhaupt eine Fremdsprache und unbeleuchtet findet man das Bauwerk nie, wirklich nie, vor.

Realist bleib du doch in deiner Welt gefangen, ich freue mich heute Nacht schon auf die nächste Reise. Bin ja gespannt, wohin es geht. Ist ja immer so überraschend, aber Gepäck und Reiseunterlagen brauche ich nicht, nur mein Bett wäre schön.


Mittwoch, 22. August 2012

Als Kind hatte man noch Träume


Die Riege der Berufswünsche und die überaus überzeugenden Gründe dafür


Als Kind hatte man noch Träume und man wird ja auch ständig von vernunftgesteuerten Erwachsenen gefragt, was man denn einmal werden möchte, so als wär man ja noch nichts. Schnell hat man aber herausgefunden, dass sie wissen wollen, welchen Beruf man einmal ergreifen möchte. Wenn man es schnell ausspuckt, hat man vielleicht bald Ruhe von diesen nervigen fragenden Erwachsenen. Manchmal zogen meine wöchentlich, beinahe täglich wechselnden Berufswünsche aber hartnäckiges Bohren und tadelnde Worte nach sich. 

Mein erster Berufswunsch, den ich klar artikulieren konnte war Astrophysiker. Nun, wie kommt man darauf im zarten Alter von drei Jahren? Die Forschung lief straff auf Hubble zu, das 1990 in die Erdumlaufbahn gebracht wurde, eine Reihe von Vorgängern sendeten schon vorher von dort viele bunte Bilder von neugeborenen Sternen, Galaxien, Sonnen und Monden. 
Damals, das war die Zeit als es nur drei Programme gab. Wir hatten ja nüscht, gell? Die Bilder waren neben der Knoff Hoff Show, die absoluten Highlights und ich und die Sterne, wir hatten so eine Verbindung. Weniger die Sterne, die man am Firmament sehen konnte, sondern mehr die Sterne die Hubbles Vorgänger sehen konnten. Ich wollte auch so werden wie der Forscher, gescheit daherreden und keiner sonst hatte eine Ahnung von der Materie. Außerdem war das Weltall ja sooo schön bunt und Bunt, dank geringer Entscheidungsfreudigkeit schon immer meine Lieblingsfarbe. Außerdem reizte mich die Grenzenlosigkeit des Alls und des Wissens, keine Ahnung was noch kommt war damals noch spannend, nicht beängstigend. Also stand ich um 23:15 Uhr auf, schlich mich heimlich ins Wohnzimmer. Setzte mich ganz nah vor den Fernseher, damit der nicht so laut gestellt werden musste und war mit dabei, wenn ein neuer Stern geboren wurde. Irgendwann kamen meine Eltern mir aber doch auf die Schliche, mir und den Sternen und hatten so gar kein Verständnis dafür, nach der Knoff Hoff Show sei Schluss mit Fernsehen für kleine Kinder. Damals hatte man ja noch keinen eigenen Fernseher im Zimmer. Elektronik war teuer und konnte auch noch repariert werden.  Man konnte so noch gut den Fernsehkonsum des Kindes, auch ohne elektronische Kindersicherung beobachten. Ich war raus aus der Starconnection. Dank des Unverständnisses meiner Eltern ging in mir bestimmt ein großer Astrophysiker verloren. 

Der abstrakte Berufswunsch wurde bald von einem neuen ersetzt, einem wie ich fand leichter zu realisierenden: Ich wollte Landstreicher werden. Um auf diese Idee zu kommen brauchte ich noch nicht einmal einen Fernseher. Sozusagen ein Rückschritt in der Unterhaltungsindustrie. Ich entdeckte meinen Traumberuf nicht im Hartz-IV-TV von RTL oder Pro7, sondern beim Spazierengehen mit ungefähr vier Jahren. 
Damals, Mitte der 80er kam regelmäßig meine Tante zu Besuch. Alleinstehend, pedantisch, Oberschwester im Krankenhaus, kinderlos…daher fand sie es tres chique mit Klein-Bettina durch den Ort zu spazieren. Brav in ein rosarotes Kleidchen gesteckt, am besten noch mit Schleifchen auf dem Kopf oder zumindest ein Hütchen. Wenn Tante kam wurden die dreckigen und löchrigen Jeans versteckt. Zum Glück kannte man immer den Schichtplan von Tantchen. Ich hatte viele dreckige und löchrige Jeans. Proteste halfen nichts. Es war auch immer zu frustrierend mit den braven Nachbarsmädchen von Mutter verglichen zu werden: „Wieso bist nur Du immer so dreckig“. 
Nach diesem Spaziergang wusste ich: Es ist Schicksal. Ich bin dazu bestimmt. Ich weiß was aus mir mal wird. Die Reaktionen in meinem Umfeld waren verhalten bis entsetzt. „Was soll aus dem Kind nur werden“, rief die Tante. „Ich habs gewusst“, seufzte mein Bruder. An diesem Tag beim Spaziergang kreuzte ein junger Mann unseren Weg, er hatte sonnengegerbte Haut, eine speckige Hose und einen braunen Rucksack mit aufgebundenem Schlafsack auf dem Rücken. Ein klappriges Fahrrad begleitete ihn. Meine Aufmerksamkeit war sofort zu 100 Prozent bei ihm und zu 200 Prozent abgelenkt von meiner Tante. Ich zog sie dennoch am Rockzipfel und fragte mit kindlicher Begeisterung: „Tante, Tante, wer ist das?“. Der Mann lächelte und sagte Hallo. Ich sagte, wir es mir beigebracht wurde auch Hallo und lächelte zurück. „Pfui, schau net hin, des is a Landstreicher. Der stinkt ja bis daher!“ , zischte die Tante und zog mich gar nicht mehr damenhaft, sondern sehr rabiat weiter. „Ich will auch mal Landstreicher werden. Da muss man sich nicht waschen und kommt viel rum, man kann arbeiten wann man will, oder eben nicht“, meinte ich .Später stieß ich sogar noch auf eine schillerndere Variante des Landstreichers, den Globetrotter. Ein Landstreicher der hin und wieder ein Flugzeug betritt, damals ohnehin ein Sehnsuchtsort für mich. Ein echtes fliegendes Flugzeug und ich sitze drinnen. Ich war begeistert. Aber auch dieser Berufswunsch stieß auf Abneigung. 

Wiederum etwas später entdeckte ich das Wort "Kosmopolit", ich glaube, irgendwo in der Tagesschau und ich glaube, das Attribut galt Gorbatschow, auf jeden Fall dachte ich: "Mensch, das wäre doch auch was für dich." Man erklärte mir aber dann, dass man auch damit nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten könne, sondern man müsse das allerhöchstens mit irgendwas handfestem verbinden. Ich solle doch erstmal was "Gescheites" lernen. 

Eines meiner Vorbilder damals war Heinz Sielmann. Aus dem Grund, weil meine Mutter dachte, Tierfilme seien pädagogisch wertvoll, musste ich immer "Expedition ins Tierreich" und noch viele andere Sielmann-Produktionen anschauen. Auch auf ihn hätte man das glänzende Wort "Kosmopolit" anwenden können, aber er hatte den Vorteil noch was "Gescheites" gelernt zu haben, also ging meine Umgebung mit diesem Vorbild d'accord. Schon bald merkte ich aber selbst, als jede noch scho unerschrockene Amsel vor mir das Flattern bekam, dass ich wohl etwas zu ungestüm bin um einen guten Tierfilmer abzugeben. Außerdem fehlte mir die Kamera, ohne die kein Film. Ich versuchte es mit zahlreichen Trockenübungen. Ging in der nahegelegenen Gärtnerei auf die Pirsch nach Fledermäusen und Molchen. Fiel einige Male ins Wasser und verscheuchte damit jegliches Leben. Ich stellte fest, ich bin definitiv zu ungeduldig um stundenlang auf ein Vieh zu warten. Also schminkte ich mir diesen Berufswunsch bald selbst ab. Nicht zuletzt weil meine Eltern mir partout keine Kameraausrüstung kaufen wollten.
Aufgrund der geringen Unterstützung meiner Umgebung waren die Post-Landstreicher-Berufswünsche zum Scheitern verurteilt. Zwischenzeitlich hatte ich noch den Wunsch als Berufsziel, ins Geschichtsbuch zu kommen. Was ich da hätte werden müssen, will ich mir nicht näher vorstellen...Nobelpreisträger fand ich persönlich ja schon immer faszinierende Geschöpfe. Aber aufgrund der geringen Unterstützung meiner Umgebung...

Danach kam eine lange Phase des Downsizings, die mir selbst nicht ganz geheuer war, so vernünftig schienen mir die Wünsche: Archäologe war noch der Abgefahrenste, aber Kellner, Stewardess, Dekorateurin oder Steuerfachangestellte stellten die bohrenden Nachfragen auf meine Antworten endgültig ein. Beängstigende Stille...

Einige Zukunftsgedanken später, schloss ich einen Kompromiss. Ich wollte Journalist werden. Das schien mir eine vernünftige Lösung. 



Mittwoch, 9. Mai 2012

Wer hat den Mut zur Veränderung - 2052 wird düster

Ein Kommentar von Patrick Illinger gerichtet an die geschätzten Wissenschaftler des Club of Rome:

http://www.sueddeutsche.de/meinung/bericht-an-den-club-of-rome-wie-unsere-hemmungslosigkeit-den-planeten-zerstoert-1.1352278

Vor 40 Jahren waren sie mit geballter wissenschaftlicher Kraft die Ersten, die die Probleme der Zukunft erkannten und beim Namen nannten. Manchmal zu gewagt, einige der Zahlen haben sich nicht bestätigt. Aber sie haben damit die Aufmerksamkeit der ganzen Welt erregt. 

Die letzte, vor kurzem, veröffentlichte Studie geht dagegen fast unter. Wir sind scheinbar schon gewohnt an das Dilemma und die Aussagen der Wissenschaftler sind gar zu düster. Wie Illinger sagt, ja, sie entmutigen. Es scheint ohnehin schon alles zu spät zu sein und man selbst ist doch nur so ein kleines Licht. 

Ich für meinen Teil gebe die Hoffnung allerdings nicht auf, dass die Wissenschaftler bei den richtigen Leuten Gehör finden. Verantwortung trägt jeder von uns, doch manche tragen noch viel mehr. Aber solange in unserem Wirtschaften der Faktor Umwelt und Lebensqualität nicht auftaucht, kein Umdenken in der Unternehmenskultur stattfindet, wird es auch für die Wissenschaftler schwer sein sich Gehör zu verschaffen. Weil in dem kurzfristig angelegtem Streben nach Gewinnmaximierung in den Manageretagen diese Faktoren als Luxus und nachrangig gelten. So mancher Wirtschaftsboss oder Politiker wird sich denken, in 40 Jahren, da bin ich nicht mehr auf der Welt. Dasselbe Denken ist bei Verbrauchern zu finden und deren Nachfrage steuert die Wirtschaft. Dabei hat insbesondere Umweltschutz und Schonung der Ressourcen meist einen positiven Effekt auf den Geldbeutel, wenn man einmal etwas über den Tellerrand blickt. Nur im Tunnelblick des immer mehr und immer billiger auf beiden Seiten sieht man nichts, außer schwarz.

Wer hat als erstes den Mut zur Veränderung? Industrie oder Verbraucher? Angebot oder Nachfrage?

Fund in der Buchhandlung: Müßiggang zum Mitnehmen

Ich war mal wieder in einer Buchhandlung und was man da nicht für kuriose Sachen entdeckt. Nicht gekauft, aber zumindest angeschaut:


 http://www.amazon.de/Mu%C3%9Fe-Gl%C3%BCck-Nichtstuns-Ulrich-Schnabel/dp/389667434X/ref=sr_1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1336578699&sr=1-2

Müßiggang zum Mitnehmen sozusagen, auf fast 300 Seiten beschreibt der Autor den Nutzen der Muße und des Müßiggangs. 

Sauber, wer ein Buch dieser Stärke schreibt um dem süßen Nichtstun zu fröhnen hat ordentlich zu tun, wer selbiges Buch liest ist auch mal eine Zeit beschäftigt. Ja, lang lebe das süße Nichtstun, wenns so viel Arbeit macht. Einer der Rezenten schreibt, dass es um das wahre Genießen ginge und Grundlage dafür das Nichtstunkönnen ist. Da scheinen Autor, Rezent und Leser wohl noch üben zu müssen, auf 288 Seiten. Aber der Autor sagt selbst, Muße sei doch nicht wie auf dem Titel provokativ angekündigt nur Nichtstun, sondern klar zu machen was man wirklich will und Muße sei ja angeboren. Manche brauchen dann doch wissenschaftliche Nachhilfe. 

Man macht ja eigentlich immer was, sagt auch so manch fauler Mensch und kanns gar net oft wiederholen. In die Luftschaun, dem Gras beim Wachsen zuhören, kann alles sehr inspirativ sein und jetzt gibts auch noch Anleitungen dazu, für Anfänger halt, weil an griechische Götter glaubt man ja heutzutage nimmer. 


As Lebn is ja bunt und wer das Nichtstun wissenschaftlich beackern will, solls machen.

Samstag, 10. März 2012

Manchmal brauchts Satire

Manchmal brauchts den Holzhammer

Manchmal brauchts Titanic


Um an den Kern der Realität zu gelangen

P.S. Diese Titanic-Ausgabe wurde rein zufällig ausgewählt.

Donnerstag, 8. März 2012

Da soll einer die eigene Partei verstehn – Monolog eines CSUlers

Einstimmungsveranstaltung der Basis für die nahende Wahl des Oberbürgermeisters in einer Kleinstadt. Derzeit rot regiert, aber in der Seele eindeutig schwarz. Seehofer kommt. Ein ganzer Saal voller CSU-Fans. Alles in weiß-blau geschmückt. Starkbier fließt, das erste zum Nulltarif, viele weitere werden brav bezahlt. Derblecken, Blasmusik, tuftata, Dirndl und Lederhosn, weit und breit kein Laptop, aber Seehofers Handy auf dem Tisch piepst (die Kanzlerin). Musikanten-Stadl light. Der Kandidat trifft die Emotionen der Basis als Kabarettist. Keine oder kaum politische Botschaften, dafür Emotionen, gute Laune und eine alte Freundschaft die öffentlich aufgewärmt wird. Fast kommen dem Seehofer die Tränen und auch noch anderen im Saal. Eine Gruppe älterer Herren ist besonders angetan, jeder hat schon ein Autogramm vom Seehofer und einer filmt das Spektakel minutiös genau mit. Alle strahlen, nur einer sinniert laut nach…


Monolog eines CSU-Anhängers

„Des is unser Mann. Mei, des is UNSER Mann. Unser OB is des. Jetzt hockens alle wieder da und klatschen und lustig sans, aber dann fallen‘s ihm wieder in den Rücken. Dem eigenen Kandidaten! Und wählen den ROTEN. Den ROTEN, den ROTEN (Tränen schießen in die Augen, kurzer Griff zum Herz) Letztes Mal, vorletztes Mal (fassungsloses Kopfschütteln) Mindestens 100 san do herin, die fallen ihm nachher in den Rücken. Aus der eigenen Partei. Aus der eigenen Partei (wieder Kopfschütteln, krebsrote Gesichtsfarbe, zitternde Stimme) Ich hab ja schon mit‘m Seehofer Fußball gespielt. In Prag warn ma auch schon zam, da bin i dann neben eam gstanden als ma die Burg raufgschaut haben. Mei da hat sogar er noch sein Hals recken können. Da war er no net Ministerpräsident. Jetza is er sogar Bundespräsident. Aber mia hams ja glei gwusst. Des is unser Seehofer. So oan ham ma seitm Strauß nimmer ghabt. Seitm Strauß ham mir so oan nimmer ghabt.“ Unser Seehofer. Mei Unser Seehofer, dass der heind do is. Ich hab ja scho mit eam Fußball gspielt. Ja und der Mixa war da a dabei. Ma kann sagen über den Bischoff Mixa was man will, bei uns war der immer beliebt. Der hat mit uns sogar Fußball gespielt. Der Mixa und der Seehofer. Der Seehofer is ja auch a guter Christ. Die waren auch immer loyal zueinander. Der Seehofer und der Mixa. I woaß ja des, i hab ja mit dene scho Fußball gspielt. Beim letzten Wahlkampf war er ja a scho da, gell. Ja, freilich, da war ich auch da und da hat er mir auch scho a Autogrammkarten geben. Aber da war er no net Ministerpräsident. No net der erste Mann. Aber immer freundlich und nett. G‘fragt hat er wia’s mir geht. Der hat was übrig für die kleinen Leut. So ein fescher Mann, gell. Also gegen den kann ma nix sagen. Ich hab ja auch scho Fußball mit ihm gspielt. Hoffentlich wird‘s desmal net wieder a Roter. Des geht doch net in Bayern. Stellt’s eich vor, wenn’s überall so wär. DIE PARTEI MUSS DOCH ZAMHALTEN! Aus der eigenen Partei san eam welche in den Rücken gfallen. Ich könnt sogar sagen welche, die sitzen alle heut da. Alle sitzens wieder da, aber alle und grad lachen deans und ganz loyal deans und dann wählen‘s die Roten. Bei uns, die Roten! I darfs gar net aussprechen. Aus der eigenen Partei. Aus der eigenen Partei. Die eigenen Leute. Hundsmiserabel. So was derf ma doch net machen. Na, des macht ma net. Die eigene Partei…“ 
Möge das blau-weiße Rautenkaro uns schützen vor den Sozen und den eigenen Leut. Man weiß ja nimmer wem man trauen kann... 


Freitag, 24. Februar 2012

Homo Anonymus


Bei einer Umfrage zum Thema „Was erwarten sie vom Amt des Bundespräsidenten?“  in der Fußgängerzone bekam ich häufig die Antwort: „Politiker lügen und betrügen doch alle.“  Sie haben scheinbar eine dezidierte Meinung zur herrschenden Klasse im Allgemeinen auch wenn ein Bundespräsident eigentlich kein Politiker ist. Da setzt die politische Bildung schon einmal aus, was denn überhaupt die Aufgaben des ersten Mannes im Staate sind. Aber dieser Bildungslücke war sich keiner der so Antwortenden bewusst. 

Nachdem ich den Satz ein paar Mal gehört hatte forderte ich die Leute trotzdem auf ihre Meinung offiziell zu machen, schließlich schienen sie doch sehr überzeugt zu sein und sehr verärgert über die Politiker. Das Schimpfen ließ oft gar nicht mehr nach. Sämtliche abwertende Attribute hatten sie noch auf Lager. Warum also nicht mit Foto und Name. Nein! Erschrockenes Kopfschütteln. Sie wollen anonym bleiben. 

Anonym ist feige und lässt die Hintertür auf seine Meinung nach Belieben zu ändern und zwar nicht weil man dazugelernt hat, sondern weil es gerade Vorteile bringt. Damit stellen sich diese Menschen auf die Stufe der Politiker, deren Grundeigenschaften ihrer Meinung nach Lügen und Betrügen sind. Im Endeffekt machen sie nichts anderes, anonym kann man alles sagen und sogar an verschiedenen Orten zum selben Zeitpunkt völlig konträre Aussagen treffen. Das beweisen die vielen radikalen Äußerungen in Internetforen. In gewisser Weise dem Lügen und Betrügen der Politiker nicht unähnlich, wenn gleich die dafür mit ihrem Namen stehen. 

Die Stammtisch-Weisheit „Politiker lügen und betrügen doch alle“ hat gerade wieder Hochkonjunktur. Einer lässt die Parole los, alle anderen wiederholen sie, ohne jemals darüber nachzudenken. Deshalb verwirrte die weiteren Fragen, wie sie sich denn ein System vorstellen  ohne Politiker. Das stünde nicht zur Debatte, ohne ginge es ja auch nicht, aber mir ist das egal. Letzte verbale Ausflüchte und dann ergriffen sie die Flucht, weiter in die Gedankenlosigkeit…

Die Demokratie ist tot! Hoch lebe die Demokratie!

Oder kennt jemand vernünftige Alternativen? Dann bitte hochoffizielle Vorschläge!

Freitag, 17. Februar 2012

Gegen ACTA?

"If your government shuts down the internet, shut down your government", lautet der Spruch, der auf Facebook zusammen mit der Guy-Fawkes-Maske massenhaft geteilt wird. Viele die die Nachricht teilen, wissen nicht mal was ACTA überhaupt bedeutet, nur, dass es böse ist, undemokratisch und das "Internet abschalten will". Man sieht wie gut sich die Leute über das Internet informieren. 
 
Gut, ACTA soll auf undemokratischem Wege entstanden sein, aber kommen wir doch mal zum Kern, der eigentlich hinter den Protesten steckt. Hier gehen Leute auf die Straße, die um Freiheit kämpfen. Freiheit ist hier gleichgesetzt mit dem kostenlosen und unbeschänktem Kopieren beziehungsweise Teilen von Inhalten. Aber was sind geistige Inhalt im Webzeitalter? Gehen wir zurück in die Zeit vor dem Internet: Musik, Bücher, Artikel und Filme kamen auf Schallplatte, CD, Video oder eben Papier. Sie hatten einen materiellen Träger. Wenn einem Schriftsteller jemand sein Manuskript geklaut hat um es zu kopieren und verbreiten, dann war das Diebstahl. Keine Frage. Im Laden eine CD unter den Pullover zu stecken. Diebstahl. Keiner würde darüber diskutieren. Dabei ist es egal wie viel das Material und der Vertrieb gekostet hat, ein Teil des Verlustes ging auf Kosten des Künstlers. 

Im Internet herrscht nun Rechtsfreiheit? Eine sehr fragliche Freiheit. Es ist undemokratisch jemandem die Meinung zu verbieten. Tatsache. Langfristig ist es aber undemokratische nicht mehr ausreichend oder gar falsch informiert zu sein, weil guter Journalismus Geld kostet.