Montag, 15. April 2013

Transition Town - Ein Selbstfindungsprozess

Nachdenken über die Zeit nach Peak Oil in der Stadt, die weit über die Grenzen des Landes nur als Standort für Raffinerien und eines großen Automobilherstellers bekannt ist. Peak Oil, das globale Ölfördermaximum wird oder wurde irgendwann zwischen 2007 und 2037 erreicht. Für die Allermeisten spielt der Begriff noch überhaupt keine Rolle, besonders nicht in Ingolstadt. Die Abhängigkeit vom Automobil und damit immen noch vom Erdöl wird hier gekonnt verdrängt. Hoch lebe die Boomtown! Ein paar Menschen machen sich aber doch Gedanken darüber und wollen Handeln. Das Konzept Transition Town soll nun auch aus Ingolstadt eine Stadt im Wandel machen. 

Das südenglische Totnes ist das Musterbeispiel. Bis Ingolstadt aber soweit ist, hat die kleine Gruppe, die sich gerade eben gebildet hat noch viel Arbeit vor sich. Sie handeln schon. Ein Grundstück wurde gefunden, das den Bürgern zum gemeinsamen Gärtnern von einem Spender zur Verfügung gestellt wurde. Ein gutes Zeichen. Dass nun alle Bürger sich der Bewegung freudig anschließen und es wie in Südengland zu einer Massenbewegung kommt ist an der Donau nicht zu erwarten. Immerhin gibt es schon mehr als einen Menschen, der die Idee gut findet, sich Gedanken um ein ökologischeres Leben zu machen und es wurde bereits ein Grundstein zum Handeln geschaffen. Sobald man glaubt, etwas ändern zu können, wenn es auch nur im eigenen kleinen Umfeld, dann ist das Kartell aus Macht und Geld, die Grundlage der Boomtown, schon am Bröckeln. Ein solcher Wandel, wie die Transition Town, der muss aus dem Innern der Gesellschaft kommen. Er kann nicht übergestülpt werden von Politik oder Wirtschaft. Die Bürger finden in kleinen Schritten ihre Lösungen für ein besseres Leben, ihren Kompromiss, der sich, wie das Leben nun mal ist, im ständigen Wandel befindet.

Ich als Einzelner möchte auch meinen Beitrag dazu leisten und etwas verändern in meinem Leben, die nächsten Wochen immer ein Stückchen mehr. Das Wetter ist schön, Fahrradfahren verbraucht kein Öl, also rauf auf das Rad und in die Arbeit damit. 
Zum Gärtnern habe ich wenig Talent, aber zum Teilen dafür umso mehr. Secondhand und Kleidertausch gehören bereits in mein Programm auch wenn es mich doch auch immer mal wieder zu dem großen schwedischen Kleiderhersteller treibt. 

Wegen mir müssen keine Hotels gebaut werden, dank Couchsurfing und Airbnb. Obendrein lerne ich auf diese Art Kultur, Sprache und die regionalen Besonderheit besser kenne. Reiseführer brauche ich so gut wie nie, meine Reiseführer haben zwei Beine und können sprechen. Reisen sind nach wie vor nicht so ökologisch wie ich mir es wünsche. Das ist vermutlich mein Luxus, den ich mir Leiste. Aber anstatt alleine mit dem Auto nach Italien mit der Masse zu tuckern, bevorzuge ich Bahn, Mitfahrzentrale und in der Masse gesehen ist sogar das Flugzeug als Reisemittel ökologischer als alleine im Auto gen Süden zu fahren. 

Ein Fernziel habe ich. Mit dem Fahrrad oder gar zu Fuß auf Reisen zu gehen. Nur dafür bräuchte es deutlich mehr Zeit. Ich kann noch an mir arbeiten. 

Klar gibt es noch ein paar Dinge mehr. Auf regionale Produkte achte ich schon lange. Ich brauche keine Erdbeeren im Dezember und komme gut ohne exotische Früchte aus. Mein Stromverbrauch hält sich in Grenzen. 

Ein weiteres Fernziel ist, den Strom selbst zu erzeugen. Die Lösungen, die der Markt bietet, überzeugen mich noch nicht. Zumal ich meinen Strom gerne selbst verbrauchen würde und nicht in das Netz einspeisen will. Zudem möchte ich keine chinesischen Photovoltaikmodule kaufen um die Natur und die Menschen dort noch mehr zu schinden, als es ohnehin schon der Fall ist. Ich werde dranbleiben und mich informieren. 

Mein Strom stammt derzeit aus Wasserkraft und gilt gemeinhin als "grün". Das genieße ich mit Vorsicht, denn aufgestaute und kanalisierte Flüsse verdienen bei weitem nicht das Label "ökologisch verträglich". Ich unterstütze die Idee der Bürgerkraftwerke. Langfristig ist es sinnvoll Strom dezentral zu produzieren unter der Regie der jeweiligen Kommunen mit einem Mix aus Sonne, Winde, Geothermie etc. und sparen, sparen, sparen.

Synergien für naturnahe Kreisläufe finden und nutzen hilft ein ökologischeres, aber trotzdem ein Leben mit hohem Standard zu führen (das bedarf auch noch einer eigenen Diskussion). Ich werde mal bewusst suchen. Wenn ich fündig geworden bin, teile ich die Erkenntnisse gerne hier. 


Ein zartes Pflänzchen bunter Exoten wächst im Grau der
Boomtown. Zwischen Absatzzahlen, Wohlstand durch Wachstum, Gewinnspanne und Rendite gibt es bald einen Gemeinschaftsgarten.


Sonntag, 14. April 2013

Eine Ode an den ÖPNV

Zu schade, dass es für Leute in meinem Alter nicht mehr die Möglichkeit gibt per Interrail durch die Lande zu ziehen. Ganz besonders beim Bahnfahren erlebt man Dinge, die wären einem sonst verwehrt geblieben. Zugpendler bin ich nun auch nicht mehr, also muss ich meine mikrosoziologischen Feldstudien wo anders machen. Aber hin und da zieht es mit mal wieder in Bus und Bahn. Da erfährt man die intimsten Details aus dem Privatleben anderer Leute, nur weil die glauben, dass wenn sie am Handy mit jemandem anderen telefonieren kein anderer mithört. "Ja, Schatz, heut wirds Lustig. Ich hab Prosecco dabei und mein Ex kommt auch noch. Den findest Du doch so heißt, oder? Wie wollen wir anfangen?"

In der Münchner U-Bahn wird man oft bestens unterhalten, von Leuten die aus mindestens zwei Persönlichkeiten bestehen und den ganzen Tag scheinbar nichts anderes tun als U-Bahn zu fahren. In der Zürcher Trambahn habe ich sogar einmal eine Frau getroffen, die war umringt von weiteren imaginären Persönlichkeiten: einer hinten, einer links, einer rechts und einer schien sogar unter ihr zu sein oder war das ihr wahres Ich? Man lernt viel über Psychologie in öffentlichen Verkehrsmitteln. In Wien etwa, dass Busfahrer nichts von Small Talk halten und die Frage: "Fährt der Bus nach Simmering?" nicht als Anlass sehen dem völlig verirrten Menschen vor ihnen ein wenig Sicherheit im Wirrwarr der fußgängerunfreundlichen Wiener Industriegebiete zu geben und einfach mal "Ja, steigen sie nur ein ich bringe sie hin" zu sagen, sondern nur ein "steht doch drauf" knurren.

Man erfährt vieles über die Feinheiten der regionalen Unterschiede: Im Zug Richtung Stuttgart lernt man an jeder Haltestelle ein paar neue schwäbische Worte und sieht wann der Biergenuss, eher in Weinbegeisterung übergeht. Hanoi, wois au ned wia dös geht? Die Dörfer im Donauschwäbischen sind schon sehr speziell. "Wollens nach Stuagard, da müssens aber no weit fahra". Naja, noch 20 Kilometer, aber egal. "Ma wois ja a neda ob da Bahnhof no steht, hahahaha". "Hahahaha", ja um manche Gespräche bittet man nicht, aber man ist danach immer eine Erfahrung reicher. Eine, die man mit dem Auto möglicherweise nicht gemacht hätte.

Mittwoch, 10. April 2013

Sozialgruseln

Sich verstanden fühlen und unter Menschen zu sein, von denen man weiß sie verstehen einen, wenn es sein muss auch ohne Worte, ist beglückend angenehm. Es gibt natürlich auch andere, viele andere Gruppen der Gesellschaft, mit denen man nicht kann oder überhaupt nicht. Bei den allermeisten hilft Toleranz für den anderen Lebensstil und Sichtweise der gleichen Sache, bei anderen gute Argumente und eine große Portion Gleichgültigkeit.

Manchmal möchte ich aber gar keine Gegenmittel egal ob es nun Toleranz, Gleichgültigkeit ist oder sogar eine Spur Verachtung ist mit der man die anderen bedenkt um mit ihrem Anderssein fertig zu werden. Manchmal werfe ich mich in diese Gruppen der Andersdenkenden oder allzuoft auch gar nicht Denkenden. Ich schaue mir mit wohligem Grusel Dokumentationen über die brave Hausfrau in den 50ern an, unterhalte mich mit erzkonservativen, kreuzkatholischen Landbewohnern und kitzel aus ihnen schräge, wie aus einer anderen Welt und Zeit stammende Bemerkungen heraus, nur damit mir so eine Art Schauer über den Rücken läuft. Das hat für mich oft denselben Effekt wie ein Gruselfilm. Der wohlige Schauer kitzelt die Nerven, er regt auf und verursacht im Abgang ein wenig Angst. Wie ein guter Gruselfilm. Sozialgruseln nenne ich das. Lasst den Uraltschocker im DVD-Regal und geht mal raus, an den nächsten Stammtisch oder zu einer Vereinssitzung. Gruselfaktor ist garantiert!

Sonntag, 7. April 2013

Finnische Lebensart

Es soll ja nichts langweiligeres geben als die Urlaubsfotos anderer Leute, deshalb nenne ich meine Eindrücke von Finnland lieber Reisefotos. Es ist mal wieder Zeit für ein paar Bilder in diesem Blog.


Helsinki - Design oder Improvisationskunst made in Finnland








 

Designweek Rovaniemi








Esskultur?






Sprache - Psychopatti, Pariisii, Ulkomaat und Tölöö



Freizeitspaß finnische Art: