Donnerstag, 8. Dezember 2011

Kein Geld mehr für Brasilien

In Brasilien soll illegales Abholzen von Regenwald straffrei werden. Vorerst wird die Regelung nur für Kleinbauern gelten. Aber wie schon angedeutet vorerst. Ist das Gesetz einmal gelockert, dann heißt es feuerfrei gegen den teuren Umweltschutz.

Indirektes Geschenk an Großproduzenten 

Mal abgesehen, dass jeder Baum, der in diesem sensiblen Gebiet abgeholzt wird, schon eine Schande ist, ist das Freigeben ganzer Flächen eine Kriegserklärung gegen den Umweltschutz. Die Definition Kleinbauern ist ohnehin eine Farce. Kleinbauern stehen unter der Fuchtel von Großproduzenten, die unter anderem auch Fleisch nach Deutschland liefern, wie an bekannte Fast-Food-Ketten. Deren Bedarf an Fleisch steigt und steigt und damit der Flächenverbrauch. Wenn es nun eine Regelung gibt, die Kleinbauern das Abholzen erlaubt, profitieren diese Großproduzenten. Wieso nicht einfach einen Kleinbauern beauftragen? 

Der Tiger wird gefährlich 

Brasilien wächst. Sie haben den Tiger in sich entdeckt und die Gewinne sprechen für sich. In Brasilien wächst der Wohlstand, der ohnehin schon Reichen und Mächtigen, wie in anderen Ländern mit liberaler Marktwirtschaft, stärker als der der Unterschicht. Dazu gehören die Kleinbauern. Ihnen kann man also nichts vorwerfen, wenn sie auch etwas von dem Kuchen abhaben wollen. 


Der Verbraucher hat die Macht

Trotzdem müssen wir etwas tun. Ausreden wie "ach, ist doch soweit weg" zählen nie, insbesonder nicht in diesem Fall. Die Regenwaldabholzung in Brasilien ist für nahezu zwei Drittel der globalen CO2-Emission verantwortlich. Das Problem beeinträchtigt uns in ein paar Jahren, vielleicht noch schneller, massiv, wenn wir die Auswirkungen der voranschreitenden Klimaerwärmung spüren werden. 

Wie es so ist, in einer globalisierten Wirtschaft, fördern wir die Abholzung mit, indem wir, bewusst oder unbewusst, Produkte kaufen die zulasten des Regenwalds produziert wurden. Fleisch von Fast-Food-Restaurants oder diversen Supermarktbilligketten ist so ein Kandidat. Wenn die Herkunft unklar ist und die Produktionskette nicht nachgewiesen werden kann, sollte das im Zweifel Boykott heißen. Der Verbraucher hat Macht! Schließlich ist er auch für das Wachstum in Brasilien verantwortlich. 

Nichts ist so undemokratisch wie Umweltzerstörung 

Das sei undemokratisch? Ein Eingriff in die Souveränität des Staates Brasilien? Meine Antwort: Es ist auch undemokratisch, wenn eine von uns nicht gewählte Regierung eine Entscheidung trifft, die den Klimawandel auf der ganzen Welt anheizt. Wir hängen alle zusammen und sitzen im gleichen Boot und profitieren will schließlich auch jeder von den Errungenschaften der Technik. Deshalb verstehe ich die Aussage, dass jedes Schwellenland die gleichen Fehler machen darf wie wir seinerzeit, nicht. Unser technischer Stand wird gerne kopiert und von unserem Forschungsstand profitiert. Wieso also nicht auch gleich den Umweltstandard mitkopieren. Auch das ist Wohlstand. Brasilien hat zu Beginn der Wachstumsphase auch nicht mit der Dampfmaschine angefangen, sondern gezielt führende Maschinenbauer aus dem europäischen und amerikanischen Raum beauftragt. Daher ist es nicht arrogant, wenn man verlangt, dass diese Staaten unseren Umweltschutzstandard adaptieren. Es darf kein zweites Amerika geben, dass nach der Besiedelung nicht mehr dasselbe Land war wie zuvor. Es dürfen nicht erst die Lebensgrundlagen zerstört werden, bevor man seine Fehler einsieht. 

Itaipú ein erschreckendes Beispiel der Rücksichtslosigkeit

Brasilien ist der grüne Riese. Die Flagge ist grün grundiert. Noch ist der Regenwald grün. Doch bald könnte die Flagge das Einzige sein, dass in Brasilien noch grün ist. Die Präsidentin ist es vermutlich nicht. Ihre Vorgänger waren es auch nicht. Dass Brasilien für seinen Hunger an Energie und Wirtschaftswachstum zu allem bereit ist zeigen Projekte wie der Itaipú Staudamm, für den 40.000 Ureinwohner umgesiedelt werden mussten. Außerdem viele Tiere in den Fluten ertranken, riesige Flächen subtropischer Regenwald  wurde und sogar ein Wasserfall, der eine Touristenattraktion hätte werden können, geopfert wurden. 

Ein Land will aufholen, darf es auch. Aber nicht mit allen Mitteln. Solange es niemanden interessiert, gewinnt Brasilien vorerst. Im Bruttoinlandsprodukt keines Landes spiegeln sich bisher sogenannte "externe Effekte", weder positiv noch negativ, also muss der Verbraucher mitdenken, damit nicht das wirtschaftliche Plus nicht zu rasant zulasten der natürlichen und sozialen Ressourcen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen